Etabliert hat sich der Themenbereich der Ergonomie zunächst für Erwachsene. der Arbeitsplatz und dessen Optimierung für Nutzer und Nutzerinnen stand im Fokus. Es galt und gilt: Den Menschen und seine Bedürfnisse respektieren, die Gesundheit schützen und gleichzeitig die Effizienz steigern.

Ein Gewinn für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, denn die Reduktion von krankheitsbedingten Fehltagen steigert die Qualität der abgelieferten Arbeit und das Stimmungsklima im Betrieb.

Je differenzierter und ausführlicher ein Themenkomplex diskutiert wird, desto mehr Aspekte und relevante Felder offenbaren sich. In diesem Prozess wurde unlängst deutlich: Auch für Kinder und Jugendliche in Schule und Ausbildung ist die Ergonomie ein thema, welcher Aufmerksamkeit einfordert.

Der Artikel Ergonomie und Jugend – die richtige Wahl von Stuhl und Schreibtisch beleuchtet die Hintergründe.

Die Bedeutung der Schule und der Lernsituation zu Hause

Die Schule weist in Hinblick auf die Ergonomie eine Doppelbedeutung auf: Einerseits geht es um gesunde Arbeitsplatzgestaltung als Anspruch an die eigenen Klassenräume. Zudem markieren ergonomische Ideen durchaus ein relevantes Lehrthema.

Recht trist zeigt sich die Realität: Jeder kennt die traditionellen Klassenzimmer mit den immer gleich genormten Stühlen und Schreibtischen. Diese markieren selbst etwas, was verbessert werden könnte, denn sie werden den (unterschiedlichen) Anforderungen junger Menschen oft nicht gerecht.

Folgende Gründe liegen auf der Hand:

  • Kinder und Jugendliche in der Schule weisen auch innerhalb eines Jahrgangs abweichende Körpermaße auf, Arbeitstisch und Sitzplatz passen nicht zu jedem Schüler.
  • Der Körper ändert sich im Zuge der Entwicklung oft schnell.
  • Besonders in der Pubertät tritt oftmals ein erhöhter Bewegungsdrang sowie eine gesteigerte Unruhe auf.
  • Die monotone Haltung im Klassenraum birgt genau jene Risiken , die später im Job zum Risikofaktor werden – sie wird jedoch im Unterricht eingefordert und somit als Standard „erlernt“.

Umdenken seit Mitte der 90er Jahre

Bis in die 90er Jahre hinein galt ergonomisches Denken in der Unterrichtssituation selbst als eine Art Luxus, erst dann setzte ein Umdenken ein.

Vielerorts verhindert bis zum heutigen Tage ein limitiertes Finanzbudget leider die verbesserte Ausgestaltung der Klassenzimmer – ein Problem, welches sich teilweise im Studium fortsetzt.

Somit ist es wichtig, zumindest die Bedingungen in Kinder- und Jugendzimmer bei den Hausarbeiten zu verbessern, eine qualitativ gute Sitzgelegenheit und der passende Schreibtisch für Schüler spielen dabei eine maßgebliche Rolle.

Eltern sollten neben der Materialqualität und der Widerstandsfähigkeit (im Zimmer wird sicher mitunter getobt) vor allem die Anpassbarkeit an die Körpergröße der wachsenden Kinder im Auge haben. Die Lernzone in Kinderzimmer sollte aus ergonomischer Sicht flexibel sein, Freiraum gewähren und ungestümen Verhalten trotzen können.

Ergonomie lernen und vermitteln

Darüber hinausgehend kann die Schule trotz eigener Defizite in Hinblick auf Stuhl und Schreibtisch das Thema Ergonomie als Inhalt durchaus vermitteln. Als Teil des Komplexes Gesundheit gilt es, den jungen Menschen grundlegende Kenntnisse zu vermitteln, sodass diese früh im Leben ein Gespür für gute Arbeitsbedingungen entwickeln können.

Praktisch lässt sich dies etwa damit erreichen, dass man die Schüler darüber recherchieren lässt, welche Unterschiede aus ergonomischer Sicht bei der Arbeit im Sitzen oder bei der Arbeit im Stehen zu finden sind.

Mögliche Leitfragen und Aufgabenstellungen sind:

  1. Rechercheaufgabe: Wie viele Krankheitstage gehen auf schlechte Arbeitsbedingungen zurück?
  2. Diskussionsvorschlag: Was ist Ergonomie und welche Ziele verfolgt eine ergonomische Arbeitsgestaltung?
  3. Hausarbeit: Welche Folgen hat eine unzulängliche Arbeitsplatzgestaltung?
  4. Referat: Welche Probleme lassen sich mit ergonomischen Verbesserungen lösen und welche nicht?
  5. Hausarbeit II: Wie sieht eigentlich der ideale Schreibtisch für Schüler und Auszubildende aus?
  6. Diskussionsvorschlag II: Welche Rolle spielt das eigene Verhalten, was lässt sich mit wenig Aufwand selbst verbessern?

Was kennzeichnet die Jugendphase und was bedeutet das für das Thema Ergonomie?

  • Natürlich existieren Unterschiede in der Bewertung der Arbeitsplatzoptimierung bei Erwachsenen und Jugendlichen. Junge Menschen kämpfen in der Adoleszenz mit vielen relevanten Aufgaben wie Reifung, Partnersuche, Freunde finden, Lernen, Ernährung, Umgang mit den Sozialen Netzwerken, Selbstbild oder allgemeinen Erfahrungen oder der Entwicklung individueller Einstellungen.
  • Dadurch rückt der bestmögliche Lernarbeitsplatz für sie mitunter in den Hintergrund, er ist nur ein Thema unter vielen. Oft fehlt – bekanntlich zum Leidwesen vieler Eltern – phasenweise auch die Lust am Lernen und man hat alles im Kopf, nur nicht eine Vorstellung, wie der sowieso nicht gemochte Platz für Hausaufgaben besser gestaltet werden könnte.
  • Und dennoch wird der Lernplatz daheim bei zunehmender Ernsthaftigkeit der Zeugnisse und Abschlüsse immer wichtiger – das merken auch junge Menschen, wenn es um ihre Zukunft geht. In diesen Momenten schlägt sich der ergonomische Schreibtisch und der flexible Arbeitsstuhl als Teil eines förderlichen Settings explizit nieder.
  • Das Erwachsenenleben dreht sich hingegen generell mehr um den Arbeitsplatz, sodass es den erwerbstätigen Frauen und Männern leichter fällt, sich mit einer Verbesserung zu beschäftigen. Ferner liegen aufgrund des Alters meist konkrete Erfahrungen mit den Folgen einer schlechten Haltung vor (beispielsweise Rückenschmerzen), sodass die Notwendigkeit der Gesundheitsvorsorge nicht erst vermittelt werden muss.
  • Kinder und Jugendliche benötigen somit oft (aber nicht immer) eine Einführung und lehrreiche Erklärung für den Bereich der Ergonomie an ihrem „Arbeitsplatz“.

Fazit: ergonomische Schreibtische und Sitze für Jugendliche als Lebensvorbereitung

Kinder und Jugendliche bewegen sich in eigenen Lernwelten, die vom Zeitumfang häufig der Arbeitszeit der Erwachsenen entsprechen. Daraus entwickelte sich die Entdeckung der Ergonomie für junge Menschen. Ihre Lernarbeit wird zwar nicht finanziell entlohnt, doch die Belastungen durch Fehlhaltungen und Überforderung sind ebenso real wie bei ihren Eltern.

Als Besonderheit zeigt sich, dass jugendliche Menschen zwei Orte zum Arbeiten besitzen: die Schule (Berufsschule) und die Arbeitsecke daheim. Unterliegt die Optimierung der schulischen Räume oft finanziellen Restriktionen, so kann zu Hause vieles getan werden, um früh eine gesunde und förderliche Arbeitsumgebung mittels ergonomischer Kinderstühle und einem höhenverstellbaren Schreibtisch zu entwickeln.