Abbildung: helles, ergonomisches Büro

Ergonomie am Arbeitsplatz fördert Leistung, Motivation und Wohlbefinden.

Arbeit und Gesundheit sinnvoll verbinden. Im Beruf leistungsfähig bleiben und die eigenen Bedürfnisse einfordern – markiert diese Aussage einen Widerspruch? Nein, denn Arbeitseffizienz und ein sorgsamer Lebensstil zum Vorteil von Körper und Psyche schließen sich nicht aus. Für die Balance zwischen Anforderung und Schutz sind die Arbeitsbedingungen wichtig. Mit diesen Bedingungen beschäftigt sich die Ergonomie am Arbeitsplatz.

 

Ergonomie – was ist das eigentlich?

Doch Arbeitsplatzergonomie, was ist das eigentlich genau? Die wissenschaftliche Disziplin mit interdisziplinärem Charakter betont, wie Geräte und Abläufe des Arbeitslebens optimal an die individuellen Bedürfnisse der tätigen Mitarbeiter angepasst werden können. Sie formuliert Regeln, wie am Arbeitsplatz auf die begrenzte Belastbarkeit des menschlichen Körpers Rücksicht genommen werden kann.

Professionelle Berufsfelder sollten in dieser fortschrittlichen Sichtweise einen benutzerfreundlichen, körpergerechten und optimierten Charakter aufweisen.

Definition

Das Wort Ergonomie beinhaltet die griechischen Wörter ergon (Arbeit, Werk) sowie nomos (Gesetz, Regel). Die International Ergonomics Association definiert den Begriff Ergonomie wie folgt:

Die Ergonomie ist die Lehre von der menschlichen Arbeit und die Erkenntnis ihrer Gesetzmäßigkeiten.

Darauf basierend lässt sich hier eine praxisnahe Definition des Begriffes Ergonomie am Arbeitsplatz vorschlagen: Der ergonomische Arbeitsplatz unterstützt berufliche Tätigkeiten in leistungsfördernder Weise und minimiert durch die individuelle Anpassung der Arbeitsmittel die arbeitsbedingten gesundheitlichen Belastungen des Menschen.

Eine gesunde Arbeitsplatzgestaltung fungiert somit als Teil des Arbeitsschutzes. Sie spielt im Rahmen von Prävention und Intervention eine entscheidende Rolle, denn seit Jahren ist die Zunahme diverser Muskel-Skelett-Beschwerden durch sitzende und monotone Tätigkeiten beobachtbar.

Beispiele

  1. Ergonomische Optimierung der Ausstattung von Büro, Home-Office und Sekretariat.
  2. Einsatz von entlastenden Exoskeletten in der physisch anspruchsvollen Produktion.
  3. Schulung ergonomischer Bewegungsabläufe an einem Montagearbeitsplatz.
  4. Nutzung rückenstützender Gürtel zur Entlastung der Wirbelsäule auf dem Bau und im Handwerk.
  5. Verbesserung der Sitzqualität auf Fernfahrten durch optimale Wirbelsäulen- und Rückenstützung.
  6. Schaffung von Arbeitsbedingungen, die der wachsenden Gruppe älterer Arbeitnehmer zugute kommen.
  7. Training der Mitarbeiter in Krankenhaus, Pflege und Altenpflege, z. B. schonendes Heben und Tragen.
  8. Etablierung von Sitz-Steh-Arbeitsplätzen für mehr Dynamik und Bewegung in zahlreichen Arbeitsfeldern.
  9. Computergestützte Ergonomieberatung am Arbeitsplatz: Ergonomieberater vermitteln Körperhaltung und Verhalten.

Teilbereiche

Bei einem genauen Blick auf die bedeutsamen Teilbereiche der Ergonomie im Beruf treten drei relevante Schwerpunkte hervor, die für das Ziel einer gesunden Arbeitplatzgestaltung eine Rolle spielen. Aus ihrer Kenntnis lassen sich Informationen über eine empfehlenswerte Grundausstattung ableiten.

  1. Arbeitsmittel
    Gestaltung und Optimierung des Arbeitsplatzes mit hochwertigem Inventar und Mobiliar sowie mit den benötigten technischen Geräten. Ergonomische Arbeitsmittel wie Tastatur, Maus, Bildschirm sowie höhenverstellbarer Schreibtisch und Stuhl legen das Fundament für einen zeitgemäßen Computerarbeitsplatz, an welchem sich idealerweise alternierend sitzend und stehend arbeiten lässt.
  2. Arbeitsorganisation
    Humanisierung der Abläufe, das Schaffen menschenwürdiger Bedingungen durch angemessene Arbeitszeiten, eine realistische Arbeitsdichte und faire Entlohnung. Mitsprache, Wertschätzung sowie die Kommunikationsstruktur- und -qualität sind ebenfalls zu beachten. So steigert professionelles betrieblichen Gesundheitsmanagement beispielsweise Motivation und Mitarbeiterzufriedenheit. Die Gefährdungsbeurteilung für psychische Belastungen (GBU Psyche) widmet sich den psychischen Belastungen in der Arbeitswelt. Diese Stressoren fußen auf Leistungsdruck und schlechten Arbeitsbedingungen. Rechtzeitig erkannt, können Verbesserungen in der betrieblichen Organisation Konflikten zwischen Mitarbeitern, Fehlzeiten oder sogar Unfällen vorbeugen.
  3. Arbeitsumgebung
    Dieser Teilbereich der Ergonomie thematisiert die Bedeutung von Umwelteinflüssen auf die jeweilige Tätigkeit. Exemplarisch sind Raumklima, Lärm, Licht, Platz oder Luftqualität zu nennen. Die Arbeitsumgebung markiert stellt einen leistungsfördernden oder leistungsmindernden Faktor dar. Sie wirkt sich ebenso auf Wohlbefinden und Gesundheit aus wie auf die subjektive Zufriedenheit im Beruf.

Ergonomisches Büro

Grafik: ergonomisches Büro

Büro oder Home-Office nach ergonomischen Kriterien gestalten – was gehört dazu?

Zur Grundausstattung eines ergonomischen, professionellen Büroarbeitsplatzes zählen mehrere Hilfsmittel, die während der täglichen anfallenden Aufgaben zusammenwirken:

Ratgeber Arbeitsplatzergonomie

Ergonomische Verbesserungen spielen beispielsweise im Rahmen des Arbeitsschutzes eine bedeutsame Rolle. Und zwar grundsätzlich dann, wenn eine Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine entsteht. Hierbei ist etwa an ganz normalen EDV-Tätigkeiten zu denken.

Wer sich orientieren will, dem bieten die folgenden Ratgeber in einfachen Worten Informationen zum ergonomischen Bildschirmarbeitsplatz und zum richtigen Sitzen am Computerarbeitsplatz. Die Kapitel vermitteln Firmen, Angestellten und Solo-Selbstständigen im Home-Office Vorgaben, worauf bei einer Optimierung geachtet werden sollte.

Natürlich spielen die Kosten in die Umsetzung ergonomischer Standards hinein. Besonders Kleinunternehmer können natürlich nicht alles sofort realisieren. Für diese Zielgruppe gilt das Prinzip der kleinen Schritte, denn jede ergonomische Maßnahme zahlt sich mittel- und langfristig sich aus.

Richtig Sitzen am Computerarbeitsplatz

Richtig Sitzen am Computerarbeitsplatz

Richtig Sitzen am Arbeitsplatz – Tipps und Kennwerte

Die Verbesserung des Sitzens in Büro und Home-Office stellt ein primäres Thema dar, weil in den letzten Jahrzehnten eine Zunahme der Muskel-Skelett-Beschwerden durch sitzende Tätigkeiten festgestellt wurde. Die obige Abbildung zeigt die empfohlene Haltung sowie wichtige Abstandswerte an einem zeitgemäßen Computerarbeitsplatz.

Es ist bei länger andauernden Aufgaben entscheidend, nicht nach vorne zu kippen. Ansonsten werden Nacken, Schultern und Rücken unverhältnismäßig belastet. Fasst man die Grafik zusammen und ergänzt diese mit aktuellen Erkenntnissen, so ergeben sich wichtige Punkte und Grundregeln für ergonomisches Sitzen am Computerarbeitsplatz:

Sitzhaltung am Computer – die Ausgangsposition

  1. Sitzen Sie generell eher „geöffnet“
  2. Der Winkel zwischen Oberkörper und Oberschenkeln sollte mindestens 90° betragen.
  3. Der Winkel zwischen Oberkörper und Unterarmen sollte ebenfalls 90° oder mehr aufweisen.
  4. Eine gute Rückenlehne passt sich dem Rücken an, sie sollte leicht gegen den Rücken drücken.
  5. Der Lendenbausch stützt den Nutzer auf Höhe der Gürtellinie.
  6. Mindestens 10 cm Abstand zwischen Oberschenkeln und Tischplatte einhalten.
  7. Idealerweise stehen die Füße stabil auf dem Boden.
  8. Oberarme liegen am Körper an.
  9. Die Unterarme liegen bei entspannter Schulter locker auf den Lehnen auf.
  10. Fersen und Kniekehlen bilden eine Linie.

Dynamik und Abwechslung beim Sitzen integrieren

Aber selbst die beste Sitzhaltung sollte regelmäßig modifiziert und dadurch aktiv gestaltet werden. Die Grafik vermittelt daher eine gute Ausgangsposition, welche im Optimalfall durch regelmäßige Auszeiten, häufige Haltungswechsel und Phasen des stehenden Arbeitens aufgelockert wird.

Beachten Sie bitte dieses große ABER! Ergonomisch vorteilhafte Sitzhaltungen sind dynamisch und keinesfalls starr. Integrieren Sie Dynamik und Aktivität in die täglichen Abläufe, um jegliche Form der schädlichen Monotonie aufzubrechen.

Ergonomie am Bildschirmarbeitsplatz

Kapitelbild_ Bildschirmarbeitsplatz einrichten

Ein optimaler Bildschirmarbeitsplatz fordert genaue Planung und ergonomisches Wissen ein.

Der weit verbreitete Bildschirmarbeitsplatz markiert ebenfalls einen Kerngegenstand der Ergonomie. Vergegenwärtigt man sich, wie lange Arbeitnehmer und Selbstständige in entsprechenden Berufen an Rechner und Display arbeiten, dann spricht bereits die tägliche Arbeitszeit Bände.

Derartig viel Zeit wie bei der professionellen Bildschirmarbeit verbringt ein Mensch sonst nur im Bett. Infolgedessen stellt sich die Frage, wie permanente Tätigkeiten am Monitor schonender – und somit verträglicher – gestaltet werden können. Die optimale Einrichtung des Bildschirmarbeitsplatzes vermeidet Beschwerden und Unterbrechungen des Workflows.

Qualitative Full-HD-Bildschirme

EDV-Tätigkeiten belasten die Augen. Um so wichtiger ist daher Qualität und Größe des Displays. Als Empfehlung sind flimmerfreie und gestochen scharfe LCD-Displays mit Full-HD-Auflösung zu erwähnen.

  • Ein tauglicher Monitor muss gute Kontrastwerte aufweisen und sich individuell einstellen lassen. Der Kontrastwert gibt an, wie viel heller ein weißer Bildpunkt in Relation zu einem schwarzen Punkt dargestellt werden kann. Während viele günstige Geräte Werte von 700:1 bieten, schaffen hochwertige Bildschirme 1000:1. Je höher, desto besser. Viele Einstellungen für Helligkeit & Kontrast sind im Optimalfall über das Bildschirmmenü modifizierbar, ein Flimmern gilt als Ausschlusskriterium.
  • Die vordefinierten Bildschirmeinstellungen können, müssen aber nicht die besten für die Arbeit sein, denn sie sind von den gegebenen Lichtverhältnissen und der individuellen Präferenz abhängig. Ein komplett schwarzer Hintergrund ist ebenfalls ein potenzieller Stressor. Nahezu alle neuen Monitore auf dem Markt erfüllen die Strahlenschutz-Richtlinien MPR und TCO. TFT-Displays gelten zudem als völlig strahlungsfrei.
  • Mitunter fehlt den angeschafften Bildschirmen ein vertikal und horizontal beweglicher Monitorfuß. Dieser ist aber wichtig, damit die Bildfläche so justiert werden kann, dass sie in einem idealen Abstand von etwa 50 bis 60 Zentimeter direkt auf den Benutzer gerichtet ist. Dadurch entfallen überflüssige Kopfdrehungen bei der Arbeit, weil mit der richtigen Distanz zum Bildschirm alle digitalen Informationen im Blick sind.
  • Zudem darf die Betrachtungsfläche nicht zu klein ausfallen: Alle Zeichen sollten bei normaler Sehstärke gut und leicht lesbar sein. Daher werden für textorientierte Arbeiten mindestens 17-Zöller eingesetzt, Geräte über 20 Zoll gelten als Standard. 14- und 15-Zoll-Geräte sind hingegen nicht für die lange Bildschirmarbeit zu empfehlen, sie engen den Blick ein.
  • Obacht beim Aufstellen des Displays: Prüfen Sie bitte vor allem die Höhe des Bildschirms im Bezug zum Nutzer. Die Sehachse entspannter Augen ist leicht nach unten geneigt, daher sollte sich die Oberkante des Bildschirms etwas unterhalb der Augenhöhe befinden.
  • Hinsichtlich der Neigung liegen gute Werte im Bereich von 25 Grad bis 35 Grad. Erst dann kann von einer funktionalen und ergonomischen Bildschirmausrichtung gesprochen werden.
  • Ist die Schrift auf dem Bildschirm trotz der obigen Hinweise zu klein, dann nutzen Sie bitte die Zoom-Funktion des Betriebssystems zur Vergrößerung.

Licht am Bildschirmarbeitsplatz

  • Die beste ergonomische Beleuchtung am Arbeitsplatz stellt ein gesunder Mix aus Tageslicht, indirekter und einstellbarer direkter Beleuchtung dar. Dabei ist es wichtig, dass direktes Licht seitlich auf den Arbeitstisch fällt und in seiner Stärke dem natürlichen Tageslicht entspricht.
  • In vielen Büros ist eine künstliche Beleuchtung nötig und normal. Dabei ist darauf zu achten, dass das Licht gleichmäßig verteilt wird, nicht blendet und doch genügend Beleuchtungsstärke aufweist, um konzentriertes Arbeiten am Bildschirm zu ermöglichen. Eine zu hohe Beleuchtungsstärke erschwert das normale Sehen, die visuellen Wahrnehmung leidet durch Blendung. Ist es im Arbeitsraum hingegen zu dunkel, nimmt die Sehschärfe ab.
  • Der Bereich der idealen Beleuchtungsstärke liegt zwischen 400 und 600 Lux. Falls das Tageslicht nicht reicht, sind Prismen- und Rasterleuchten ideal, um gleichmäßiges Licht zu spenden. Buntes und grelles künstliches Licht stört hingegen beim nötigen Workflow.
  • Unterschiedliche “Sehaufgaben” stellen übrigens divergierende Anforderungen an die Beleuchtung. Dazu ein einfaches Beispiel: Papiervorlagen auf dem Arbeitstisch benötigen ein recht hohes Beleuchtungsniveau, weil das Medium selbst nicht leuchtet. Für das Lesen am Bildschirm kann eben diese starke Beleuchtung unpassend sein – der benötigte Kontrast leidet unter der zu intensiven Lichteinstrahlung.

Gelenkschonende Arbeitsmittel

Das spezielle Design ergonomischer Mäuse und Tastaturen schont Handgelenke, Arm und Muskeln, indem es unnötigen Druck auf Hand und Extremitäten verringert. Optimiertes Computerzubehör wirkt somit Verspannungen und vorzeitiger Ermüdung am Bildschirmarbeitsplatz entgegen.

Der Abstand der PC-Maus zur Tischkante beträgt etwa 10 bis 15 Zentimeter, damit die Handballen locker auf der Tischfläche abgestützt werden. Experten empfehlen zudem, die Maus möglichst nahe an der Tastatur zu platzieren. Dies weist den Vorteil auf, dass die Computerarbeit in natürlicher Arm- und Schulterhaltung durchgeführt werden kann.

Ordnung, Struktur & Greifraum

Professionelles Arbeiten fordert eine durchdachte Struktur ein: Für den Workflow im Arbeitsraum ist es wichtig, dass ein durchdachtes Ablage- und Verwaltungssystem besteht. Zudem sollten Arbeitsmittel sowie Fächer für jeden gut erreichbar sein. Räumen Sie sperrigen Hindernisse daher vor Arbeitsbeginn aus dem Weg.

Ebenso muss der Schreibtisch nicht nur genügend Fläche für den Bildschirm bieten, sondern auch groß genug sein, damit Telefon, Notizen und Tastatur ihren Platz finden. Idealerweise liegen sie sich bei geradem Blick auf den Bildschirm stets in Griffweite.

Der optimale Greif- und Bewegungsraum liegt bei ca. 30 Zentimetern und orientiert sich beim Display-Arbeitsplatz an der Vorderkante des Tisches. Wenn der Schreibtisch nicht durch Überfüllung ablenkt und dennoch alle relevanten Utensilien handlich platziert sind, profitieren Arbeitstempo und -qualität.

Achten Sie bitte darauf, dass benötigte Arbeitsdokumente zwischen Tastatur und Bildschirm liegen, sie gehören nicht vor das Keyboard. Tastatur, Dokumente und Bildschirm liegen optimalerweise auf einer Achse.

Höhenverstellbarer Stuhl und Schreibtisch

  • Ein hochwertiger höhenverstellbarer Stuhl passt sich der jeweiligen menschlichen Größe an. Er verfügt zudem über eine neigungsverstellbare Rückenlehne, welche mit Lendenbausch und Synchronmechanik (Wippmechanik der Rückenlehne) ausgestattet ist. Sitzhöhe und Stützfunktion lassen sich mit diesen Funktionen bestmöglich an die jeweiligen Proportionen anpassen.
  • Ergonomische Bürostühle gewährleisten viel Bewegungsfreiheit sowie eine aufrechte, die Wirbelsäule stützende Arbeitsposition. Daher sollte sich die Lordosenstütze auf der Höhe des Kreuzes befinden. Moderne Bürositze ermöglichen die individuelle Justierung.
  • Anschließend können die Nutzer eine natürliche Körperhaltung bei der Arbeit in Büro und zu Hause einnehmen. Armstützen sind nicht zwingend notwendig. Falls vorhanden, sollten die Ellbogen locker auf den Lehnen aufliegen, ohne dass Nutzer oder Nutzerin ihre Schultern anheben.
  • Der ergonomische Schreibtisch muss zwingend das Merkmal der Höhenanpassung bieten – idealerweise wird diese stufenlos und leise realisiert. Die Schreibtischhöhe ist dann optimal, wenn die Unterarme entspannt im 90-Grad-Winkel aufliegen. Werte leicht darüber sind ebenfalls in Ordnung.
  • Oftmals wird die Beinfreiheit unterschätzt: Empfehlenswerte Schreibtische bieten den Beinen großzügigen Spielraum für Bewegungen. Daher sollte im Beruf der Platz unter dem Arbeitstisch stets freigehalten werden. Geräte, Ablagesystem oder kleine Rollcontainer sind dort fehl am Platz. Je mehr Reck-und Streckraum für die Extremitäten, um so mehr profitieren Kreislauf, Muskeln und Skelett von den möglichen Bewegungen.

Temperatur, Luftqualität & Sonnenschutz

Das „Betriebsklima“ ist Teil vom bisweilen unterschätzten Arbeitsumfeld und doppelt wichtig: Frische Luft wirkt sich auf Leistung und Wohlbefinden spürbar aus. Angemessene Temperaturen und eine erträgliche Luftfeuchtigkeit markieren weitere Kontextfaktoren. Konkret ist das frühmorgendliche Lüften mit komplett offenen Fenster für die Dauer von etwa 10 Minuten zu empfehlen. Der nötige Luftaustausch gelingt im Vergleich zu nur gekippten Fenstern besser.

Idealerweise beträgt die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen zwischen 40 und 60 %. Weicht der Wert deutlich ab, kann bedarfsorientiertes Stoßlüften Abhilfe schaffen. Zu trockene Raumluft – beispielsweise in den Wintermonaten – erhöht die Anfälligkeit für Infektions- und Atemwegserkrankungen. Sie mündet häufig in Müdigkeit und Konzentrationsschwäche. Luftbefeuchter können bei trockener Luft hier Abhilfe schaffen, Luftentfeuchter reduzieren hingegen Schwüle im Sommer. Pflanzen wirken sich ebenfalls positiv auf die Luftqualität vor Ort aus.

Vor allem im Hochsommer ist ein effektiver Sonnenschutz hilfreich, um die Temperatur der Raumluft nicht in ungeahnte Höhen schießen zu lassen. Werte zwischen 20 und 22° Celsius empfinden die meisten Menschen als förderlich für ihr Wohlbefinden. Sollte die Möglichkeit bestehen, Außenjalousien zu installieren, nutzen Sie diese Option bitte. Außenlösungen schützen deutlich besser vor heißen Arbeitsräumen als Innenrollos.

In den letzten Jahren hat sich herausgestellt, dass Risikogruppen existieren, welche tendenziell eher auf ungünstige Bildschirmbedingungen am Arbeitsplatz reagieren. Zu nennen sind Menschen, die unter Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck, Stress, Arthritis oder weiteren Entzündungskrankheiten leiden. Raucher sowie Schwangere weisen ebenfalls eine erhöhte Anfälligkeit auf.

Lärm begrenzen

Lärm und störende Geräusche im Arbeitsraum lenken ab und lassen viele Menschen gereizt reagieren. Wer die Wahl hat, sollte seinen Beruf an Orten ausüben, die fernab befahrener Straßen und belebter Plätze liegen. Zahlreiche Angestellte haben die Option leider nicht.

Sind alle Türen und Fenster erfolglos geschlossen, dann lässt sich der Lärmpegel am Bildschirmarbeitsplatz mit geräuschunterdrückenden Kopfhörern limitieren. Diese Produkte werden unter den Namen geräuschisolierende Kopfhörer oder noise cancelling headphones (englisch) vertrieben.

Raumgestaltung und Bürogröße

Ein ergonomischer Arbeitsraum bietet möglichst viel Bewegungsfreiheit und Greifräume. Auf physischer und emotionaler Ebene sollten sich die Menschen nie eingeengt fühlen. Konkret wird es als wichtig erachtet, mit dem Bürostuhl zurückfahren zu können, ohne dabei direkt an der Wand, bei einem Kollegen oder einem Schrank zu landen. Ein Büroraum und EDV-Arbeitsplatz benötigt somit passende „Auslaufzonen“.

Pause, Verhalten & Verantwortung

Jemand, der auf seine Gesundheit bei der Büroarbeit achtet, sollte sich selbst immer wieder überprüfen: „Mache ich genug Pausen, existiert ein Ausgleichssport, leidet die Ernährung unter zu hoher Arbeitsdichte?“ All das sind relevante Aspekte, welche auf der Ebene des Verhaltens anzusiedeln sind.

So sollten die Tätigkeiten an Bildschirmgeräten regelmäßig unterbrochen oder als Mischarbeit organisiert werden. Mischarbeit ist ein Sammelbegriff für jene Tätigkeiten, die kein Bildschirmgerät benötigen – zum Beispiel ein Telefonat.

Grundsätzlich sollte spätesten nach 50 Minuten Monitorarbeit für 10 Minuten eine Pause oder mindestens ein kurzer Tätigkeitswechsel erfolgen. Diese Zeit hilft dabei, die Augen zu entlasten und zu entspannen.

Besonders Selbständige sollten darüber hinausgehend darauf achten, dass sich ihre Arbeitszeit pro Tag in vertretbaren Grenzen hält, um ein vertretbares Gleichgewicht von beruflichen Anforderungen und nötiger Erholung zu erhalten.

Ergonomie am Arbeitsplatz reduziert sich somit nicht nur auf das Inventar und die Umgebung, der Mensch selbst ist mit seinem Verhalten Teil einer gesunden Gestaltung der Arbeit.

Arbeitsschutz – ergonomische Anforderungen

Als Teildisziplin der Arbeitswissenschaft befasst sich die Ergonomie des Arbeitsplatzes mit der optimalen Anpassung der technischen Geräte und der Umgebung an die werktätigen Menschen.

Die effiziente und fehlerfreie Arbeitsausführung zu gewährleisten, diese Forderung stellt eines der Hauptanliegen dar. Es geht darum, Angestellte und Personal vor gesundheitlichen Schäden zu schützen und gleichzeitig die Qualität der Arbeit zu verbessern.

Humanisierung und Leistung spielen im ergonomischen Kontext zusammen; sie stehen sich nicht antagonistisch gegenüber.

Eine nach ergonomischen Prinzipien optimierte Tätigkeit entspricht folgenden Qualitätsmerkmalen: erträglich, schädigungslos, ausführbar, beeinträchtigungsfrei und persönlichkeitsfördernd.

Die Orientierung an den Bedürfnissen von Individuen ist besonders wichtig, wenn gleiche oder ähnliche Tätigkeiten über einen längeren Zeitraum vollzogen werden und somit einen chronischen Risikofaktor darstellen.

Rechtliche Vorgaben – Arbeitgeber in der Pflicht
Wer sich für die Gesetzgebung, Richtlinien und Leitlinien interessiert, trifft auf eine Vielzahl von gesetzlichen Verordnungen zur Ausgestaltung des Tätigkeitsbereiches. Die folgenden Paragraphen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, dienen aber der ersten Orientierung, um sich im Beschäftigungsverhältnis ein gutes Bild über die Rechtsgrundlagen machen zu können.

1. Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)

  • § 3 Grundpflichten des Arbeitgebers
  • § 5 Beurteilung der Arbeitsbedingungen
  • § 6 Dokumentation

2. Bildschirmarbeitsverordnung (BildscharbV)

  • § 3 Beurteilung der Arbeitsbedingungen
  • § 5 Täglicher Arbeitsablauf

3. Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV)

  • § 6 Arbeitsräume, Sanitätsräume, Pausen- und Bereitschaftsräume, Erste-Hilfe-Räume, Unterkünfte
    Normen

Weitere Regelungen bieten diese Normen:

  • DIN EN ISO 9241: Ergonomie der Mensch-System-Interaktion (Bildschirmarbeitsplätze)
  • DIN EN ISO 10075: Ergonomische Grundlagen psychischer Arbeitsbelastung

Vorteile – Return on Investment

Wer Geld für einen besser eingerichtete Arbeitsplatz ausgibt, möchte natürlich etwas zurückbekommen. Das gilt für Betriebe wie für Einzelunternehmer gleichermaßen. Stichwort: Return on Investment (ROI). Folgende Vorteile von mehr Ergonomie am Arbeitsplatz zeigen die positiven Wirkungen der Maßnahmen und ergonomischen Vorgaben an:

  • Reduktion Fehltage und Unfallgefahr
    Ergonomie bedeutet stets Prävention. Sie hilft dabei, typischen Berufserkrankungen vom Start weg zu begegnen und erhöht die Anzahl gesunder Mitarbeiter. In ergonomisch ausgestatteten Betrieben kommt es daher zu weniger krankheitsbedingten Fehltagen, gleichzeitig reduziert sich die Unfallgefahr. Infolgedessen verursacht die Produktion weniger Kosten ✓
  • Intervention für mehr Wohlbefinden
    Sind bereits Beschwerden vorhanden, unter denen die Menschen während der Arbeit leiden, dann hilft die ergonomische Optimierung des Mobiliars dabei, diese zu reduzieren ✓
  • Höhere Produktivität und Motivation der Mitarbeiter
    Die Arbeit geht besser, angenehmer und schneller von der Hand. Diese Effizienz korreliert zudem mit einer höheren Arbeitsmotivation im Job, weil die Mitarbeiter sich wertgeschätzt und ernst genommen fühlen ✓
  • Mitarbeiterbindung
    Je zufriedener die Angestellten, um so mehr bauen sie eine positive Bindung zum Betrieb auf. Die Fluktuation und der damit oftmals verbundene Wissensverlust nimmt ab ✓
  • Produktqualität
    Je optimierter die Bedingungen in der Fertigung, desto besser und fehlerfreier das Ergebnis. Mit hochwertigen Produkten steigt die Kundenzufriedenheit und das Markenimage verbessert sich ✓
  • Zukunftssicherheit
    Die Gesellschaft wird im Schnitt älter. Ergonomische Arbeitsplätze bieten bereits jetzt eine Antwort auf altersbedingte Anforderungen ✓

Arbeitsplatz ohne Ergonomie

Abbildung: Medikamente und Medizin

Je schlechter die Qualität des Arbeitsplatzes, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für Fehlzeiten und Erkrankungen

Folgt die Arbeitsplatzgestaltung keinen ergonomischen Regelungen, dann erhöht sich das Risiko für vielfältige Probleme und Erkrankungen. Natürlich zeigen sich sich nicht alle Beeinträchtigungen sofort, in mittel- und langfristiger Sicht steigt das Risiko einer Arbeitsplatzerkrankung aber deutlich.

Deshalb sollten Sie rechtzeitig auf erste Beschwerden reagieren und diese im Rahmen des Arbeitsschutzes als Warnsignal ernst nehmen. Probleme und Folgen mangelnder Ergonomie wirken sich fast immer perspektivisch aus, beispielsweise in Arbeitsausfällen. Dazu ein paar Zahlen und Fakten:

  1. Laut Zahlen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) zufolge hängt gut ein Viertel der Arbeitsausfälle mit Schädigungen des Muskel-Skelett-Systems zusammen.
  2. Noch deutlicher wird der Zusammenhang mit fehlender Ergonomie in Verwaltungsberufen: Dort leiden fast 35 Prozent der Beschäftigten unter Kreuzschmerzen. Über Probleme mit dem Nacken klagen rund 50 Prozent der dort tätigen Menschen.
  3. Zu häufigen Symptomen defizitärer Arbeitsplätze in Büro, Handwerk, Produktion und Industrie zählen schelle Ermüdung, unpezifische Rückenschmerzen, Probleme im unteren Rücken (Lendenwirbelsäule), Nackenschmerzen und – verspannungen, Verspannungen, Schmerzen am Handgelenk sowie allgemeines Unwohlsein.
  4. Ungünstige Bedingungen an multimedialen Arbeitsplätzen ziehen langfristig durchaus unterschiedliche Beschwerden wie das Office-Exe-Syndrome, rote Augen, müde Augen, gereizte Augen, Schwindel, Übelkeit, Karpaltunnelsyndrom, Sehnen- und Sehnenscheiden-Entzündungen oder das Burn-out-Syndrom nach sich. Flimmernde Monitore sorgen zusätzlich für Kopfschmerzen.
  5. Tritt man einen Schritt zurück und blickt auf ein Unternehmen als Ganzes, dann fällt zudem ins Auge, dass eine mangelhafte ergonomische Arbeitsplatzausstattung mit höheren Fehlzeiten, größerer Fehleranfälligkeit, einem als stressig wahrgenommenen Arbeitsklima, geringer Motivation und hoher Fluktuation der Mitarbeiter korreliert.

Gleichwohl: Nicht immer ist die monokausale Zuschreibung der Symptome möglich, diese spezifische Aussage müssen Ärzte und Experten nach sorgfältiger Anamnese treffen. Daher sollte nach derzeitigem Erkenntnisstand von Wahrscheinlichkeiten ausgegangen werden, mit denen unflexible Arbeitsplätze Unwohlsein, mangelnde Konzentration und zahlreiche gesundheitliche Beschwerden mitbedingen.

Ergonomie-Probleme rechtzeitig erkennen und angehen

Es ist anzuraten, bereits vor dem Auftreten möglicher negativer Folgen auf individueller und organisatorischer Ebene zu handeln. Ein durchaus komplexer, ganzheitlicher Prozess: Ergonomie im Betrieb reduziert sich nicht nur auf richtiges Sitzen, sondern thematisiert das gesamte berufliche Setting. Immer mit dem Ziel, Gesundheitsschutz mit Prozessoptimierung und Wirtschaftlichkeit zu einen.

Ergonomie-Defizite am Arbeitsplatz münden in höheren Fehlzeiten und einer zunehmenden Mitarbeiterfluktuation. Im schlimmsten Fall spielen ungünstige Bedingungen im Beruf eine tragende Rolle bei der Entstehung und Verstärkung von ernsten Erkrankungen.

Insgesamt lassen sich die Folgen einer nicht ergonomischen Arbeitsumgebung als leistungsmindernd, physisch und psychisch belastend sowie motivationshemmend beschreiben.

Bezuschussung ergonomischer Hilfsmittel

Natürlich stellen Neuanschaffungen einen bisweilen sensiblen Kostenfaktor dar – besonders für kleinere Firmen. Dennoch lohnt es sich für Angestellte mit gesundheitlichen Probleme häufig, zunächst mit dem Betriebsarzt und anschließend mit dem Arbeitgeber zu sprechen. Es ist in dessen ureigenen Interesse, die Ausstattung zu verbessern, um gute Mitarbeiter zu halten.

Doch was ist, wenn die erforderlichen Produkte kostspieliger ausfallen? Die gute Nachricht: Es ist unter bestimmten Bedingungen möglich, die Erstattung oder Bezuschussung ergonomischer Arbeits- und Hilfsmittel beantragen.

Genauer: Zum Ausgleich von körperlichen oder gesundheitlichen Nachteilen können technische Arbeitshilfen für die berufliche Rehabilitation (gesetzliche Grundlage: § 33 Abs. 8 Nr. 5 SGB IX Vorrichtungen und Geräte) bezuschusst werden. Allerdings wird dafür ein Antrag auf Bezuschussung ergonomischer Hilfsmittel am Arbeitsplatz fällig. Selbiger wird genau geprüft wird und fordert natürlich Nachweise ein.

  • Wer kann einen ergonomischen Zuschuss beantragen?
    Jeder, dessen Teilhabe am Arbeitsleben gefährdet ist, kann einen Zuschuss – etwa für ergonomische Produkte – beantragen. Das im Idealfall bewilligte Geld soll dabei helfen, die Erwerbsfähigkeit zu erhalten, wiederherzustellen oder zu verbessern. Für den Erfolg des Antrags ist es entscheidend, dass die berufliche Partizipation langfristig gemindert oder gar unmöglich ist. Leistungen können ebenfalls bewilligt werden, wenn die Leistungsfähigkeit des Mitarbeiters nachweislich gefährdet ist. Hierfür wird ein seriöses ärztliches Gutachten benötigt, welches die langfristige körperliche Einschränkung attestiert. Eine weitere Voraussetzung für die Kostenübernahme der technischen Arbeitshilfen ist zudem, dass die unterstützenden Arbeitsmittel nur im Kontext der beruflichen Tätigkeit eingesetzt werden.
  • Was wird konkret gefördert?
    Generell: alle Hilfen zur Erhaltung und Erlangung der Arbeitsleistung, die Erfolg versprechen. Darunter fallen die Kategorien Mobiliar (Beispiel: ergonomischer Bürostuhl) und Hilfsmittel (Beispiel: Schreibhilfen, Lesehilfen oder eine ergonomische Maus). Bewilligt der Kostenträger ein neues Arbeitsmittel, dann geht dieses übrigens in das Eigentum des Arbeitnehmers über.
  • Ansprechpartner und Kostenträger:
    Je nach Situation sollten Sie sich an die entsprechenden, im Folgenden aufgeführten Institution wenden. Selbige verfügen über eigene Beratungsstellen und bieten bei möglichen Fragen zum Antrag sowie zu den erforderlichen Dokumenten Unterstützung an. Oftmals entscheiden Feinheiten, ob Geld fließt oder nicht. So bezuschusst etwa die Deutsche Rentenversicherung einen elektrisch höhenverstellbaren Schreibtisch seit 2018 tendenziell nur dann, wenn gravierende orthopädische Beschwerden belegt sind. Begründung: Der höhenverstellbare Schreibtisch gilt bereits als Standard-Einrichtung am Arbeitsplatz und ist vom Arbeitgeber zu stellen. Differenzen darüber, wer was zu zahlen hat, gehören leider zur Realität, kosten mitunter Zeit und Nerven. Antragsteller sollten sich vorab darüber im Klaren sein, ohne den Mut zu verlieren.
    • Ab 15 Jahren versicherungspflichtiger Beschäftigung ist die Rentenversicherung der Ansprechpartner.
    • Bis 15 Jahre versicherter Beschäftigung ist die Bundesagentur für Arbeit zuständig.
    • Nach Arbeits-, Wegeunfall oder Berufskrankheit wenden Sie sich bitte an die Berufsgenossenschaften.
    • Für Studenten, Beamte oder Sonderfälle sind die Integrationsämter (Landeswohlfahrtsverbände, Hauptfürsorgestelle) zuständig.
    • Als abschließende Alternative fungieren die Krankenkassen. Die Förderung ist für diese allerdings gesetzlich nicht verpflichtend.

Ergonomie im Wandel

Forschung und Diskussion zeigen es immer wieder: Der Konzept der Ergonomie wandelt sich stetig und erlangt durch neue Blickwinkel eine komplexere, ja ganzheitliche Bedeutung. Neben der Ausstattung kann jedermann etwas dazu beitragen, damit die Arbeitswelt humaner wird.

Verhalten optimieren – Aktivität am Arbeitsplatz

Dynamisches Sitzen

Aktives Sitzen – und sei es nur phasenweise – hilft dabei, der Haltungsmonotonie präventiv zu begegnen.

Bewegungsabläufe im Beruf umzusetzen, das ist für viele Menschen leider immer noch ungewohnt. Innovative Sitze wie beispielsweise Aktivstühle, die Mikrobewegungen auslösen, Sitztrainer, Gymnastikbälle oder Kniehocker fordern eine gewisse Aktivität ein. Sie wirken der Überlastung von Lendenwirbelsäule, Rücken und Schultern durch Monotonie entgegen.

Denn für die Rückenmuskulatur ist es förderlicher, wenn die Menschen am Arbeitsplatz ihre Bewegungen und Arbeitshaltungen kontinuierlich – oder zumindest regelmäßig – variieren. Selbst nahezu unmerkliche Ausgleichsbewegungen sind besser, als sehr lange Zeit rigide in einer angeblich schonenden Körperhaltung zu verharren.

Eine ergonomische Sitzposition verliert, wie oben beschrieben, langfristig ihren positiven Effekt, wenn sie starr eingenommen wird! Somit sind besonders jene ergonomischen Produkte als empfehlenswert zu betrachten, die neben einer guten Haltung Mikrobewegungen und körperlichen Freiraum ermöglichen.

Zur nötigen Aktivität am Arbeitsplatz zählen zudem regelmäßige Bewegungspausen, etwa in Form von kurzen Spaziergängen oder dem bewussten Nutzen der Treppe. Die Forderung nach gesunden Arbeitsweisen kann nur funktionieren, wenn das menschliche Verhalten einbezogen und reflektiert wird.

In den letzten Jahren hat sich daher die Lehrmeinung im Hinblick auf die Büroarbeit erweitert: Eine entspannte, anatomisch perfekt gestützte Haltung in einem ergonomischen Bürostuhl ist natürlich ein Fortschritt und dient der nötigen Erholung. Die Forderung nach Bewegung stellt aber keinen Gegensatz dar: Im Idealfall wechseln die Mitarbeiter zwischen Phasen des komfortablen Sitzens, der Arbeit im Stehen und dem aktiven Sitzen mit bewusst initiierten Ausgleichsbewegungen.

Menschen und ihr Körper wollen und müssen bewegt werden, daran ändert ein hochwertig optimiertes Inventar mit einem perfekten Sitz zunächst wenig. Zu einer förderlichen Ausstattung tritt stets die Notwendigkeit, aktiv zu bleiben und die Haltung regelmäßig zu variieren.

Kindheit und Jugend

Die Forschung widmet sich jetzt auch den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen

Oft vergessen: Auch Kinder und Jugendliche in Schule und Ausbildung sind an ihrem Arbeitsplatz Belastungen ausgesetzt, sie rücken stärker in den Fokus ergonomischer Überlegungen.

Derweil rücken bei ergonomischen Überlegungen zur Arbeitsplatzgestaltung verstärkt Kinder und Jugendliche ins Zentrum moderner Ansätze zur körpergerechten Einrichtung des Arbeitsbereiches.

Besonders sie verbringen viel Zeit am Schreibtisch und benötigen durch ihr Wachstum und ihr Temperament geeignetes Inventar, um in Schule und Ausbildung eine faire Chancen zu bekommen. Ein modernes Kinderzimmer beinhaltet mit Schulbeginn oftmals einen Bildschirmarbeitsplatz, dessen richtige Nutzung natürlich erlernt werden will.

Ein Gespür für Körper, Leistung, Humanität und Ausstattung entwickeln, das stellt die Aufgabe der Zukunft dar. Der Aspekt der Prävention spielt für Jungen und Mädchen eine gewichtige Rolle.

Gesunde Arbeitsplatzgestaltung

Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung markiert einen auf bessere Gesundheit und Leistungssteigerung abzielenden Prozess. Dieser stellt Menschen sämtlicher Altersstufen ab Schulbesuch in den Mittelpunkt.

Fortschrittliche Ansätze benötigen mitunter Zeit, um sich zu etablieren. Dennoch sind zahlreiche ergonomische Richtlinien und Vorgaben bereits präzise ausformuliert. Sie zeigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel an.

Jeder, ob Firma, Angestellter oder Selbstständiger zu Hause, kann sich informieren und mit mehr Ergonomie am Arbeitsplatz anfangen. Sukzessiv entwickelt sich der flexible Arbeitsplatz zu einem bedeutsamen Faktor des wirtschaftlichen Arbeitens. Mehr Produktivität funktioniert nur im Einklang mit dem physischen und psychischen Schutz der arbeitenden Menschen. Alles andere ist Ausbeutung.

Nicht selten wird das sensible Thema allerdings erst behandelt wird, „wenn Zeit dafür ist“. Oder dann, wenn massiv von den Mitarbeitern über Gesundheitsprobleme geklagt wird. Diese Beschwerden sind ebenso richtig wie wichtig: Wer als Individuum nicht nur auf seine Leistung, sondern zudem sensibel auf sein gesundheitliches Wohlbefinden achtet, leistet seinen Anteil, damit das Arbeitsverhältnis länger erfolgreich besteht.

Mitunter schreckt das komplexe Themenfeld vor allem Kleinunternehmer und Mittelständler ab. Für einige Betriebe und Selbstständige sind nicht alle Maßnahmen sofort finanzierbar. Bei Interesse sollte daher das richtige Sitzen am Computerarbeitsplatz sowie die ergonomische Gestaltung des Bildschirmarbeitsplatzes zählen zu den primären Zielen zählen.

Interesse am Komplex Ergonomie, das signalisierte eine generelle Offenheit in Hinblick auf die produktive Koexistenz von Arbeit, Leistung und menschlichen Gesundheitsbedürfnissen.