Untersuchungen haben gezeigt, dass Personen, die sehr lange sitzen, besonders gefährdet für Krebs, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Rückenschmerzen sind. James Levine, Medizinprofessor an der renommierten Mayo Clinic, brachte es mit dem prägnanten Ausspruch „Sitzen ist das neue Rauchen!“ auf den Punkt.
Erhöhtes Krankheitsrisiko für Heimarbeiter
Wenn das stimmt, birgt der Trend zum Home-Office ein Risiko, denn der Aktionsraum eines Heimarbeiters ist doch im Vergleich zu seinen Kollegen im Firmenbüro stark eingeschränkt.
Zahlreiche Computer-Tätigkeiten werden im Sitzen erledigt und weil es keine gemeinsame Zeit für den Feierabend gibt, kann daraus ein langer Tag im Dauersitzen resultieren. Einmalig sicher kein Problem, langfristig hingegen schon.
Prognose: weniger Wegeunfälle, aber Anstieg anderer Krankheiten
Daraus ist relativ einfach abzuleiten, dass die Zahl der Wegeunfälle zwar zurückgehen wird, andere Krankheiten, welche durch langes monotones Sitzen angestoßen werden, aber zunehmen könnten.
Auch wenn die Heimarbeiter theoretisch den Wegfall der Wegezeiten zum Sport treiben nutzen könnten, ist doch zu erwarten, dass es viele Zeitgenossen nur zum Bier holen an den Kühlschrank und dann weiter in den Fernsehsessel schaffen. Möglichkeit, Vorstellung und Realität klaffen bisweilen auseinander.
Unzureichende Büroausstattung im Home Office
- Die DGUV Regel 115-401 „Branche Bürobetriebe“ vermittelt zwar umfangreiche Hinweise, die prinzipiell auch für das Arbeiten zu Hause brauchbar sind. Ein Manko ist jedoch, dass fernab der Firmenzentralen sich in der Praxis selten jemand darum kümmert, ob die Büroausstattung ergonomischen Standards entspricht.
- Wenn der Mitarbeiter wegen Rückenschmerzen ausfällt, tragen Arbeitgeber und Sozialkassen den Schaden. Die Freiheit des Arbeitens in Home-Office hat eben auch eine Kehrseite. Wer zu Hause arbeitet, ist letztlich selbst für die Sicherheit und Ergonomie am Arbeitsplatz verantwortlich und darf nicht dem Arbeitgeber oder Berufsgenossenschaften die Schuld für Spätfolgen in die Schuhe schieben. Es kostet Zeit und Wissen, um sich über Möglichkeiten von Zuschüssen für die Ausstattung zu informieren.
- Die Beschäftigten im Home-Office müssen selbst für ein professionelles Mobiliar sorgen. Die Kosten werden nicht immer vom Arbeitgeber übernommen, lassen sich aber im Regelfall als Werbungskosten steuerlich geltend machen.
Was können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer tun?
In vielen Fällen wird es nicht möglich sein, für das Arbeiten daheim eine komplett neue Büroausstattung inklusive höhenverstellbarem Schreibtisch anzuschaffen. Oft ist es nicht sicher, ob die Tätigkeit vom Arbeitgeber so auf Dauer gewünscht wird, ob früher oder später wieder die Anwesenheit im Firmenbüro verlangt wird.
Physiotherapeuten sind der Ansicht, dass durch zu langes Sitzen die Faszien beeinträchtigt werden, sodass Übungen mit einer entsprechenden Rolle geeignet sein können, Verspannungen zu lösen. Generell ist es sinnvoll, das Konzept des Dynamischen Sitzens – etwa mit einem Gymnastikball – zu erproben.
Experten empfehlen ebenfalls, im Tagesverlauf rund 30 Prozent im Stehen zu arbeiten und 10 Prozent umherzugehen. Das Problem des Dauersitzens fordert somit im eigenen Interesse eine Verhaltensanpassung ein.