In Schule, Ausbildung, Studium und ebenfalls in der späteren Arbeitswelt geht es immer wieder darum, zu lernen. Die Frage, wie man neue Inhalte versteht, memoriert und anwendet, steht für junge und zunehmend ebenfalls für ältere Semester im Vordergrund. Stichwort: lebenslanges Lernen.

Die inhaltlichen Anforderungen in vielen Berufen verändern sich. Zahlreiche Unternehmen müssen stets die neuesten Erkenntnisse integrieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch neben dem Vermitteln individuell geeigneten Lernstrategien lohnt sich zusätzlich der Blick darauf, in welcher Position man besser frische Inhalt versteht.

Denn entgegen gängiger Vorstellungen lernen viele Menschen im Stehen tatsächlich besser als im Sitzen. Das legt zumindest eine Studie der Forscher Ranjana Mehta und Mark Benden nahe. Lernen im Stehen markiert demnach eine Chance, sein Wissensmanagement zu verbessern. Eine gleichermaßen hilfreiche Perspektive für Schüler, Azubis und Erwachsene im Arbeitsleben.

Sollten Schüler zu Hause im Stehen lernen?

Natürlich geht die Idee des aufrechten Lernens gegen viele Gewohnheiten. Schließlich sitzt man in der Schule ja auch die ganze Zeit. Aber diese Gewohnheit markiert eben keine Wahrheit. So ist aus der Ergonomie am Arbeitsplatz bekannt, dass das Arbeiten im Stehen unerwartete Möglichkeiten eröffnet.

Sinnvoll mit sitzenden Phasen kombiniert, fördert es Konzentration und Gesundheit, weil die zusätzliche Bewegung der menschlichen Natur entspricht. Je mehr der Körper arbeitet, desto durchbluteter und wacher ist der Mensch. Er ist dann sozusagen auf der Höhe und zwar physisch und psychisch. Leistung und Gesundheit profitierten somit gleichermaßen. Die Studie um Ranjana Mehta und Mark Benden kommt daher zu der expliziten und bedeutungsvollen Erkenntnis:

Wer steht, der lernt besser

Rekapituliert man die Unmengen an Lernstoff, welche die Schüler in ihrer oft 13-jährigen Schulzeit vorgesetzt kommen, dann zeigt sich die praktische Relevanz dieser Erkenntnis. Um selbige zu gewinnen, beobachteten die Forscher mehr als ein halbes Jahr lang Studenten, welche an Stehpulten Vorlesungen verfolgten. Sie nutzen die Pulte anschließend ebenfalls zum Studieren und für ihre jeweiligen Klausurvorbereitungen.

Bessere Gedächtnisleistung im Stehen

Bereits nach sechs Monaten wiesen die „Steher“ im Vergleich zu ihren sitzenden Kommilitonen bessere kognitiven Fähigkeiten auf. Zudem konnten sie mehr Lernstoff verinnerlichen. Ein Erfolg in qualitativer und quantitativer (7–14 % Prozent bessere Ergebnisse als die sitzende Vergleichsgruppe) Hinsicht.

Dabei betrafen die Fortschritte folgende Bereiche:

  1. Lesen und Verstehen
  2. Lernen allgemein
  3. Fakten einprägen
  4. Strukturierung der Gedanken
  5. Lösung komplexerer Problemstellungen

Zudem stellten die forschenden Experten Änderungen bei den Hirnaktivitäten durch das Stehen fest. Auffällig war dabei, dass das Frontalhirn deutlich angeregt wurde.

Aus diesen Ergebnissen, welche natürlich in Zukunft mehrfach validiert und reproduziert werden müssen, lässt sich folgern, dass Schüler besser zu Hause im Stehen lernen sollten. Ihnen tut das Aus- und Zurücktreten und die Bewegungsfreiheit offenkundig gut.

Kleine Bewegung strukturiert Denkprozesse und triggert das Problemlösen positiv an.

Grafik: Lernen und Gehirn

Die Gehirnleistung profitiert davon, wenn im Stehen gelernt wird. Forscher beobachteten erhöhte Aktivitäten im Frontallappen

Aufrecht Büffeln für Schüler – Tipps und Hinweise

Dennoch gilt es, kindliche und jugendliche Eigenheiten zu respektieren, wenn es um das Lernverhalten sowie um das Thema Schule im Allgemeinen geht. Nicht wenige Eltern kennen das Problem: Auch sinnvolle und gut gemeinte Neuerungen, welche eigentlich im Interesse der jungen Menschen sind, werden oft kritisch beäugt.

Rebellion und Trotz gehen spätestens mit Beginn der Pubertät Hand in Hand. Das ist ganz normal und gehört zum Aufwachsen dazu. Folgende Aspekte sind daher zu bedenken:

  • Widerstand: Es ist wichtig, die Idee des aufrechten Lernens inhaltlich gut zu vermitteln und von einem gewissen anfänglichen Widerstand ausgehen. Kaum jemand macht gerne Hausarbeiten und wenn dann noch etwas Neues ausprobiert werden soll, dann können trotzige Reaktionen folgen. Daher sollte das neue Lernverhalten niemanden aufgezwungen werden. Besser ist es, die Idee immer mal wieder aufzuzeigen und geduldig auf die Lernvorteile hinzuweisen.
  • Stehende Zeit begrenzen: Stehendes Lernen wird dann zur unnötigen Belastung, wenn ausschließlich gestanden wird. Es ist aus der Arbeitswelt bekannt, dass der Mix aus richtigem Sitzen, Stehen, Bewegung und Pausen den Menschen am meisten nutzt. Als grobe Richtwerte können 60 % Dynamisches Sitzen, 30 % Lernen im Stehen und 10 % Bewegung bzw. Pausen gelten.
  • Eigenheiten respektieren: Je nach Physis und Charakter der jungen Menschen fällt die Zeit, in welcher sie sich im Stehen wohlfühlen und effektiv tätig sind, unterschiedlich aus. Schmerzen die Füße schnell, dann sollten die Stehphasen beim Büffeln kürzer gehalten werden.
  • Sinnvolle Inhalte für stehendes Lernen und Arbeiten: Nicht jede Aufgabe eignet sich gleich gut, um aufrecht gemeistert zu werden. Anfangs lohnt es sich, kurze Artikel, kleinere Recherchen, inhaltliche Wiedergabe von Kapiteln, Matheaufgaben, Vokabeln oder generell zeitliche begrenzte Lernprozess stehend zu absolvieren.
Zwischenfazit: Stehendes Lernen stellt einen effizienten Weg dar, mehr und besser neue Inhalte zu memorieren. Aber es ist nur dann „gut“, wenn es zeitlich begrenzt umgesetzt wird, zur Aufgabe passt und den jungen Menschen nicht aufgezwungen wird.

Passende Voraussetzungen schaffen

Damit beim Lernen die Vorteile einer stehenden Position überhaupt zum Tragen kommen, muss die Ausstattung stimmen. Denn die falsche Höhe eines Schreibtisches bewirkt sowohl im Sitzen als auch im Stehen eine unvorteilhafte Haltung, die Rücken, Schultern, Arme und Nacken belastet.

Und je schlechter die Lernhaltung, desto mehr stört diese die Lernqualität. Hilfreich sind somit höhenverstellbare Kinderschreibtische oder ganz allgemein ergonomische Schreibtische, die einen großen Bereich der Höhenanpassung erlauben.

Gute Modelle lassen sich sowohl sitzend als auch stehend verwenden. Per Knopfdruck in der Höhe modifizierbare Schreibtische erleichtern die Adaption an die individuelle Körpergröße.
Dieser Punkt gilt als sehr wichtig, wenn die Arbeitshöhe oft gewechselt wird. Kostet die Verstellung viel Zeit oder fällt dieser Vorgang anstrengend aus, dann bereitet die Mühe Unlust.

Stehendes Lernen fordert somit qualitativ gute und leicht bedienbare Schreibtische ein – und die markieren in der Anschaffung durchaus einen gewissen Kostenfaktor.

Als Alternative haben sich daher Sitz-Steh-Konverter oder kleinere Produkte wie etwa das ergonomische Klemmpult für den Tisch etabliert.

Geduld – aller Anfang ist schwer

  • Sportlichen Kindern fällt stehendes Lernen meist nicht sonderlich schwer. Sie sind gewohnt, in Bewegung zu sein und können das Stehen gut ab. Doch wer sich allgemein wenig bewegt, nicht so agil ist und viel sitzt, der oder die sollte sich langsam an die Änderung der Lernposition gewöhnen.
  • Nach zu langen Einheiten können etwa die Füße schmerzen. Bekannt sind auch Schmerzen in den Waden und Oberschenkeln. Mitunter treten sogar Kopfschmerzen auf; sie zeigen an, dass zu viel gestanden wird und der Körper der Schüler, der Auszubildenden oder der Studenten dafür noch nicht bereit ist.
  • Besser ist es daher, mit kleinen Stehphasen zu beginnen und sozusagen „zweigleisig“ zu fahren. Sobald das Pauken oder die Hausarbeiten anstrengend werden, setzt man sich einfach wieder hin.
  • Letztendlich benötigt der Bewegungsapparat einen gewissen Zeitraum, bis er sich an das Stehen und an die Bewegung gewöhnt hat. Doch nach der geduldigen Umstellung ebnen sich die Vorteile ihren Weg.

Nutzen: Lernerfolge und Gesundheitsschutz

Lernen in aufrechter Haltung stellt für Schüler, Auszubildende und Studenten einen großen Nutzen dar. Sie lernen mehr relevanten Stoff in einer kürzeren Zeit. Gleichzeitig bewahrt das geänderte Verhalten viele Menschen davor, von den negativen Auswirkungen des monotonen Sitzens tangiert zu werden.

Lange und bewegungsarme Sitzphasen erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und diverse Verspannungen deutlich. Sackt man beim mehrstündigen Sitzen zusammen, dann sind die Organe oft von einer Art Raumenge betroffen – sie werden gequetscht. Und genau dies mündet in einer schlechteren Durchblutung.

Aus präventiver Sicht reduziert das sinnvoll in den Lernalltag integrierte Stehen zudem die Gefahr einer Thrombose. Je mehr Bewegung – in kleinerer Form –, desto besser für die Menschen.

Doppelter Lerneffekt im Stehen

Ein Punkt, der in vielen Diskussionen oft übersehen wird: Neben Leistungsfähigkeit und Gesundheit führt alleine schon die praktische Steh-Lern-Erfahrung dazu, dass sich Ansichten, Verhalten und Gewohnheiten ändern.

Konkret formuliert: Wer in jungen Jahren frühzeitig damit beginnt, für den ist es im späteren Arbeitsleben normal, dass sich der Arbeitsplatz ergonomisch anpassen sollte. Stehen, Lernen und Arbeiten markiert bereits einen wertvollen Teil der Realität und der subjektiven Normalität. Die jungen Menschen sind ergonomisch sensibilisiert.

Abschließend sei darauf verwiesen, dass der Ansatz, Probleme stehend „anzugehen“ schon früher ein Thema war. So sollen griechische Philosophen ihren kommunikativen Austausch und das Ordnen ihrer Gedanken gerne in aufrechter Position vollzogen haben.

Fazit: neue Lernposition öffnet Perspektiven

Die (gar nicht so neue) Idee des stehenden Lernens stellt einen Chance dar. Dennoch gilt sie nicht als Imperativ, denn stehende Phasen sollten stets mit sitzenden Arbeiten und den benötigten Unterbrechungen kombiniert werden. Insofern ist das Stehen ein wichtiger Teil einer modernen Lernbalance für Jung und Alt. Die Vorteile in Hinblick auf Lösungsfindung, qualitativ und quantitativ besserer Verarbeitung des Lernstoffs, Prüfungsleistungen und Vitalität fallen deutlich aus, ebenso die gesteigerte Hirnaktivität. Schüler, Auszubildende, Studenten und Angestellte können von der Umstellung ihrer Lerngewohnheiten auf mehreren Ebenen kurz- und langfristig profitierten.