Die Bedeutung der Ergonomie für die Gesundheit des Menschen wurde in der Vergangenheit oft unterschätzt. Dabei ist ihr Fehlen beispielsweise nicht selten der Grund für Nacken- und Rückenschmerzen. Besonders in der Arbeitswelt gewinnt die Ergonomie verstärkt an Bedeutung, vor allem seit der Verabschiedung des Präventionsgesetzes. Gesunde und fitte Mitarbeiter sind der Schlüssel zu einem erfolgreichen Unternehmen. Deshalb arbeiten immer mehr Betriebe mit Fachkräften für Ergonomie zusammen, welche ihre Angestellten über die Wichtigkeit von Ergonomie am Arbeitsplatz aufklären und sie in der praktischen Umsetzung schulen. Aber welchen Aufgabenbereich deckt eine Fachkraft ab und wie wird man Experte für Ergonomie?

Was macht eine Fachkraft für Ergonomie?

Wer bereits eine Ausbildung oder ein Studium in der Sport- oder Gesundheitsbranche absolviert hat oder entsprechende Erfahrungen in diesem Bereich – vor allem im Zusammenhang mit der Rückengesundheit – aufweisen kann, profitiert von einer Weiterbildung zur Fachkraft für Ergonomie.

Ergonomische Expertise ist nicht nur gesellschaftlich verstärkt gefragt – durch die erworbene Qualifikation steigt der Wert des ausgebildeten Experten ebenfalls auf dem Arbeitsmarkt an. Wer die passenden Kriterien erfüllt, kann die Weiterbildung sogar teilweise oder vollständig gefördert bekommen. Dies klappt unter anderem mit dem Bildungsgutschein von der Agentur für Arbeit.

Die Ergonomie beschreibt den Zusammenhang der Arbeitsumgebung und der darin arbeitenden Person. Nur die richtigen Arbeitsbedingungen lassen zu, dass der Mensch auch auf lange Sicht vollständig leistungsfähig ist. Und zwar ohne körperlichen Schaden von seiner Tätigkeit zu nehmen.

Damit dies erreicht wird, soll sich der Arbeitsplatz dem Menschen anpassen – nicht umgekehrt. Fachkräfte für Ergonomie besitzen das Wissen, wie relevante Arbeitsbedingungen ausgewertet und optimiert werden. Dabei geht es in erster Linie darum, anderen Menschen dabei zu helfen, ihre Körper bei der Arbeit nicht durch falsche Haltungen und Bewegungen zu schädigen.

Um die Mitarbeiter möglichst praxisnah im Bereich des ergonomischen Arbeitens zu informieren, werden die Betriebe meist direkt vor Ort besucht. Gemeinsam mit den Mitarbeitern erfolgt eine Evaluierung der einzelnen Arbeitsplätze. Daraus resultieren Schlüsse, wie die Situation entsprechend umgestellt und verbessert werden kann.

Reicht das Erhöhen beziehungsweise das Senken von Stühlen und Tischen sowie das Verschieben von Computern und anderen Geräten nicht aus, ist in Absprache mit der Firmenleitung auch die Anschaffung neuer Möbel möglich. Darüber hinausgehend wird das rückengerechte Heben und Tragen von schweren Gegenständen geübt. Potenziell belastende Bewegungen wie Bücken, Schieben oder Ziehen werden ebenfalls optimiert.

Rückenschmerzen und verwandte Symptome sind der Grund für rund ein Viertel aller Arbeitsunfähigkeitstage in Deutschland. Um dies in Zukunft zu verändern, werden Ergonomie–Berater benötigt, denn diese geben ihr Wissen praxisnah an die jeweiligen Arbeitnehmer weiter. Die in den Betriebsbesuchen besprochenen Inhalte sowie das Üben der richtigen Bewegungen wirken sich sofort auf den Arbeitsalltag der Angestellten aus. Oft berichten diese schon nach kurzer Zeit über bemerkenswerte Verbesserungen ihres Wohlbefindens.

Wie wird man zu einem Ergonomie–Berater?

  • Die Ausbildung zur Fachkraft für Ergonomie richtet sich vor allem an Personen, die bereits Erfahrungen mit der Rückengesundheit aufweisen. Zwar fordern viele Kurse keine speziellen Teilnahmevoraussetzungen ein, teilweise wird aber eine Vorausbildung im Gesundheitsbereich empfohlen. Vor allem Krankenpfleger, Physiotherapeuten, Gesundheitsmanager und Mitarbeiter im öffentlichen Dienst gehören zur Zielgruppe des Bildungsangebots.
  • Fortbildungskurse werden von vielen verschiedenen Hochschulen angeboten. Sie sind im Präsenzunterricht sowie als Onlinekurs absolvierbar. Je nach gewähltem Modell, online oder vor Ort, in Vollzeit oder berufsbegleitend, kann die Dauer der Fortbildung variieren. Meist erstreckt sich das Seminar jedoch über drei Monate, wobei in der Regel mindestens drei Präsenztage Vorschrift sind.
  • Ziel des Lehrgangs ist es, den Teilnehmer auf die präventive Zusammenarbeit mit einzelnen Betrieben vorzubereiten. Dort sollen die Arbeitsplätze und Arbeitsvorrichtungen der Mitarbeiter bewertet und bei Bedarf so optimiert werden, dass sie dem Körper der jeweiligen Person ergonomisch entsprechen. Die Körperhaltung der Mitarbeiter beim Ausführen ihrer Tätigkeit fließt ebenfalls in die Analyse ein.
  • Zudem sollen den Arbeitern neben rückenschonenden Methoden – zum Beispiel das richtige Heben und Tragen von schweren Gegenständen – ebenfalls kleine Übungen für zwischendurch und Zuhause an die Hand gegeben werden. Überschaubare Einheiten helfen in kurzer Zeit, Muskulatur und Skelett zu entlasten. Sie tragen dazu bei, Schmerzen zu vermeiden und die Regeneration zu fördern.

Inhalte der Ausbildung

Inhalte der Ausbildung sind die Grundlagen von Muskel-Skelett-Erkrankungen, die Betrachtung der ergonomischen Bedingungen, das Analysieren von Belastungen im Arbeitsalltag sowie die Vermittlung sinnvoller Präventionsmaßnahmen gegen arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen.

Im Rahmen dieser Themenblöcke werden sowohl anatomische Zusammenhänge sowie Implikationen von Erkrankungen bezüglich möglicher Beschwerden in der Arbeitswelt besprochen. Beispielsweise wird thematisiert, welchen Einfluss die jeweilige Körperhaltung im Rahmen arbeitsbedingter Belastungen auf den Menschen ausübt. Konkrete Hinweise zur Messung und Auswertung der Risiken komplettieren das Know-how.

Die richtige Sitzhöhe, der passende Abstand zum Bildschirm und Vorteile höhenverstellbarer Schreibtische stellen nur einen kleinen Teil des wertvollen Wissens dar, welches vermittelt wird. Neben vielen relevanten Analysetechniken lernen die Teilnehmer gleichzeitig, wie sie die passenden Präventionsmaßnahmen erkennen und praktisch installieren.

Die Prüfung findet meist im Rahmen einer Projektarbeit inklusive Präsentation statt. Darin wird selbstständig ein vorab gewähltes Problem analysiert und bearbeitet. Während der Präsentation stellen die Prüfer Fragen zur Ausarbeitung, welche kompetent beantwortet werden sollten. Um an der Prüfung teilnehmen zu können, ist die Anwesenheit an den vorgeschriebenen Präsenztagen eine unverzichtbare Voraussetzung.

Anschließend bietet sich die Möglichkeit, an zusätzlichen Weiterbildungskursen teilzunehmen. Diese können beispielsweise in die Richtungen Rückenschule, Präventionstrainer oder Muskelentspannung führen.

Fazit

Die Fortbildung zur Fachkraft für Ergonomie ist eine sinnvolle Option, um die eigene Karriere voranzutreiben, die Aussichten auf dem Stellenmarkt zu verbessern und frischen Wind in den Arbeitsalltag zu bringen. Nicht selten legt die Ausbildung zum Ergonomie-Berater das Fundament für eine Selbstständigkeit.

Weil die Gesundheit der Arbeitskräfte deutlich an Wert gewinnt, steigt auch der Bedeutung von denjenigen Menschen, deren Aufgabe die Sicherstellung der optimalen Arbeitsvoraussetzungen ist.
Die Anpassung der ergonomischen Bedingungen sowie das Einführen von Präventionsmaßnahmen stellt dabei eine der einfachsten, aber langfristig wirkungsvollsten Methoden zur Förderung der Mitarbeitergesundheit dar. Infolgedessen helfen Ergonomie–Berater effektiv dabei, den Anforderungen des Präventionsgesetzes zu entsprechen.